Spielfilm von Andreas Struck nach dem Roman Hikikomori von Kevin Kuhn vertreten durch die Agentur Graf und Graf
Synopsis
Till geht auf eine Freie Waldorfschule, und seine Eltern – Karola, eine Galeristin, und Oskar, Leiter einer Privatklinik für Ästhetische Chirurgie – fördern ihn, wo sie nur können. Till muss nicht wie sein Freund, Kim, in einem Café jobben, um die Ausrüstung für ihre gemeinsamen Kletterausflüge zu finanzieren. Er hat alle Freiheiten. Aber wer ist er und was möchte er sein? Als er nicht zum Abitur zugelassen wird, trennt er sich von Kim, räumt sein Zimmer bis auf eine Matratze und seinen Computer leer, und harrt darin aus, um nach einem sinnvollen Weg ins Leben zu suchen. Er muss allein sein, um voranzukommen, und verlässt den Raum nur noch, um das Bad zu benutzen oder Brot aus der Küche zu bunkern. Während Kim an dem Rückzug seines Freundes zu zerbrechen droht, unterstützen Tills Eltern die Neuorientierungsphase ihres Sohnes und begegnen den Bedenken ihrer Freunde mit entwaffnender Zuversicht: Wer geht schon den geraden Weg?
Aus Tagen werden Wochen, Monate. Till wird zum Grenzgänger zwischen der virtuellen Welt gelegentlicher Chats und der Realität seiner vier Wände. Keine Meditation und kein Computerspiel erfüllen ihn. Auch zu dem grünen Leguan, den er sich aus Mexiko schicken lässt, kann er nur schwer einen Zugang entwickeln. Wie das Reptil baut er körperlich bis zur völligen Entkräftung ab. Seine Mutter liefert Lebensmittel und Hygieneartikel, sein Vater versorgt ihn mit Tabletten, seine Schwester experimentiert mit sexuellen Abenteuern. Tills Kommunikation mit seiner Familie beschränkt sich auf den Austausch von Nachrichten-Zetteln unter der verriegelten Tür. Zweifel und Gefühle von Ohnmacht machen sich zwischen den Eltern breit, aber sie sind fest entschlossen, Till die Zeit zu geben, die er braucht. Eines Tages findet sich Till im Kamera-Visier eines von seinem gegenüber wohnenden Nachbarn eingerichteten Live-Stream-Chats wieder. Till ist zum Star einer fremden Online-Gemeinde geworden. Er beschließt, seine eigene Wahlfamilie aufzubauen, klebt seine Fensterscheiben zu und gründet mit einem Computerprogramm eine unabhängige Internet-Welt, die jedem offen steht, der ein selbstbestimmtes Leben sucht.
Physisch verwandelt sich Till in ein Wrack: Hautausschlag, verfilzte Haare, abgekaute Fingernägel. Seine Tour de Force wird zum Stadtgespräch. Oskar und Karola stoppen die Wasser- und Nahrungszufuhr und drehen ihm die Heizung ab, aber nichts kann Till aufhalten: Er verlegt einen Schlauch von der Dachrinne in sein Zimmer, hortet Konserven, die er im Internet bestellt, kämpft mit Kleidungsschichten gegen die Winterkälte und erweitert die Kapazität seiner Server, um im Netz der andere zu werden, der er ist. Während die Familie an Tills Unnahbarkeit auseinanderbricht, reift er zu einer starken Persönlichkeit, die zur Inspiration einer ganzen Generation wird. In den Augen seiner Anhänger ist er ein Heiliger – äußerlich verwahrlost, innerlich voll von strahlendem Selbstbewusstsein. Erfüllt von seiner neuen Existenz gibt Till nicht auf, Kim zu schreiben – und befreit schließlich auch seinen im Stich gelassenen Freund aus einer drohenden Gefühlseinengung.